Kulturperspektiven

Montag, 17. Oktober 2011

Roche kauft Pharmafirma

17. Oktober 2011, 07:23, NZZ Online
Roche kauft Anadys Pharmaceuticals


Dass man mit Büchern so einen Erfolg haben kann, stimmt doch optimistisch für die kulturelle Weiterentwicklung der Gesellschaft. ;-)

Samstag, 20. November 2010

Punks pro Merkel?

Punks pro schwarz-gelb?

Eine nicht ganz ernste und doch kulturphilosophische Betrachtung.

Die folgende Perspektive kann vielleicht zum Nachdenken über die eigene soziokulturelle Position, deren "Ursachen", Motive und Bezugspunkte anregen. Nachzudenken über eine eventuell bestehende, subjektiv oder intersubjektiv feststellbare, komplementäre und wichtige Beziehung zwischen scheinbaren (oder echten?) Gegensätzen. Gegenstand dieses Textes sind gegensätzliche Positionen, die sich auf die gleichen kulturellen Strukturen und Gegebenheiten beziehen, also deren Vertreter z.B. in der gleichen Gesellschaft leben und sich zu dieser positionieren und in diesen sozial "eingebettet" sind. Diesbezüglich sind die zwei "Gegenpositionen" grundsätzlich also unterschiedliche Perspektiven auf einen (den gleichen, aber unterschiedlich interpretierten) Gegenstand. Die These lautet: Beide Positionen brauchen einander, weil sie ohne eine Kontrastposition nicht unterscheidbar, nicht abgrenzbar und damit praktisch nicht vorhanden wären.

Dafür verwende ich im Text folgende zwei symbolischen Akteure:
1. Den Punk als Kultur, als zusammenfassendes Symbol für die (intern auch ausdifferenzierte) kulturelle Haltung und Subkultur des Punk.
2. Die CDU/FDP-Regierung als abstrakte Zusammenfassung, als Begriff "schwarz-gelb" als ein kulturelles Symbol.

Die Grundfrage meines Textes: Ist diese Symbolisierung - Punk und schwarz-gelb - wichtig, um den heutigen Punk in Deutschland überhaupt einen Bezugspunkt zu geben, "gegen" den er (mit Pauschalierungen und mit für viele unterhaltsamen Vereinfachungen) "rebellieren" kann? Braucht der Punk, der ja schon qua Existenz eine Rebellion - "Wir sind anders" - darstellt, um Anders zu sein ein Gegenstück/Gegenüber, das für beide Seiten identifizierbar ist, weil es sich bewusst auch wiederum als anders gegenüber Punk definiert/positioniert?

These: Punks sollten Pro Merkel sein*


Die unabdingbare Funktion des "Gegners" als Kontrast. Als klarer Bezugspunkt, der Unterscheidbarkeit ermöglicht

Schwarz-gelb ist als Symbol gewordene (sagen wir mal zusammenfassend) kulturelle Bürgerlichkeit für Punks wichtig und daher eigentlich wünschenswert. Als Antipode - der so zugespitzt eigentlich nur konstruiert, aber praktisch sehr gut verwendbar ist (als mehr oder weniger lockere Art des Feindbilds). Als dazugehörendes Gegenstück, als Bezugspunkt der "Rebellion (?)", als Kontrast. Der "klare Gegner" - zumindest klar definierbar - auch wenn hier Pauschalierungen, inhaltliche und analytische Vereinfachungen notwendig sind, um diesen "Gegner" auch als klares Gegenüber zu konstruieren. Die vielen menschlich-kulturellen-sozialen Dinge, in denen man gar nicht so unterschiedlich ist, lässt man dabei bei Seite. So lange man diese Gemeinsamkeiten nicht in Abrede stellt, sondern sich bewusst nur auf die Unterschiede/Zuspitzungen/Kontraste konzentriert und sich mit diesen auseinandersetzt (kritisch, polemisch, satirisch, scherzhaft, etc.), ist das auch ein nicht unbedingt destruktives Mittel: Die Gesellschaft braucht Kontraste, braucht Reibungspunkte, muss unterschiedliche Positionen/bestimmte (menschliches Leben ausmachende) Ungleichheit/Vielfalt etc. sowohl argumentativ austragen, als auch z.B. durch kulturelle Diviersifizierung (durch Aufteilung in verschiedene Lebensstile, Lebensgestaltungs-Möglichkeiten etc.) aushalten.
Auch das spricht dafür, dass der Punk (als Abstraktum) und Punks (reale, mehrschichtige Menschen, aber hier speziell als Vertreter des Punk[-Gedankens]) eine Kontrast-Regierung favorisieren "sollten". In Deutschland ist diese Kontrastregierung am Eindeutigsten 'schwarz-gelb'. Durch diese relative Eindeutigkeit wird für den Punk - und die Allgemeinheit - die Unterscheidung Regierungs-Ideale/-Politik vs. Punk-Ideale/-Haltung deutlich. Man kann sich mit diesen erkennbaren (teils wie gesagt bewusst überbetonten) Unterschieden, zumindest kulturell-symbolisch, wunderbar reiben.
Im Sinne einer für Abgrenzungen und Selbstdefinitionen (in einer komplexen pluralistischen Welt) fruchtbaren/ergiebigen Gegenüberstellung: Bürgerliche Ordnung symbolisiert von schwarz-gelb <-> "Anti-bürgerliche" "Chaos"-Symbolik des Punk.
Eine (vermeintlich bzw. so konstruiert) ganz andersartige Regierung, die mit ihrer Anderssein (vermeintlich ganz anderen Wertvorstellungen, Prioritäten, etc.) - wenn auch nicht bewusst angestrebt - als Positionierungs- und Selbstdefinitionshilfe für den Punk dient. Für den Punk als abstraktes Ideal/Haltung/(Sub)Kultur, und auch für den Punk(er)**, der (mehr oder weniger aktiv/bewusst) durch seine Anti-Haltung wohl immer auch mindestens ein bisschen politisch positioniert ist.

Andere, "gute" Regierungskonstellationen erfüllen diese Funktionen nicht oder schlechter

These: Lieber eine CDU/FDP-Regierung, die sich selbst ernst nimmt, als eine pseudocoole/pseudolässige und eventuell damit viel spießigere z.B. SPD-Regierung.
Ernsthafte Gegnerschaft kann sinnvoller sein, als unaufrichtigte/falsch verstandene/"halbe"/oberflächliche Freundschaft. Eine solche "gut meinende" Regierung bietet weder klaren Kontrast (im Sinne von Siehe oben), noch wahre Übereinstimmung an. Sie wird durch ihre (ernsthaft oder nur aus Wahltaktik) gutmeinende "Wir verstehen uns doch"-Rhetorik in der Praxis auf andere Art zum spießigen, aber nicht klar greifbaren Gegner, der gar kein Gegner sein will und auch nicht so gut sein kann. Dabei aber vermutlich auch noch - in etwa: "Wir tun doch was für Euch" - meist noch langweilig und humorlos.
Gegen so eine Regierung zu rebellieren macht deutlich weniger Spaß und ist schwierig als Sinn zu empfinden/konstruieren/aufzubauen etc. Der Sinn der "Arbeit" des Punk/des Punkseins ist unter einer solchen "gutmeinenden" Regierung mindestens gehemmt, und drohte vielleicht subjektiv empfunden "sinnlos" zu werden - zumindest ohne klare/gut zu findende Betätigungsmöglichkeit, ohne relativ eindeutigen Konfliktlinien. Denn eine "gute", links-moderate Regierung möchte ja auch immer der "Freund" der Subkulturen, so auch teilweise des Punk, sein. Ein Freund, der aber nicht wirklich einer sein kann: 1. Weil er den Punk nicht wirklich versteht, in seiner (zumindest subjektiv empfundenen) Radikalität und Andersartigkeit gar nicht verstehen will (oder kann). Er möchte einen Punk mit bunten Haaren, der ansonsten dem Weltbild des links-liberal-modernen "verständnisvollen" Establishment-Linken entspricht. Tut er das nicht, ist der "gute" Politiker oft enttäuscht und verwirrt und "versteht den jungen Menschen nicht mehr". Der Punk will aber (meiner Vermutung nach) gar nicht auf diese oberflächliche Art "verstanden" werden - vielleicht will er überhaupt nicht so verstanden werden - im Sinne von "wieder integriert" in die "Gesellschaft" durch wohlmeinende, linksmodernistische Politiker, die nur sein "Bestes" wollen - und seine Stimme bei der Wahl vielleicht auch.
Der echte bürgerliche Politiker - derzeit nicht mehr so oft anzutreffen in der großen Politik - der konservative Haudegen, der liberale Prinzipienpolitiker etc. will den Punk gar nicht auf diese Weise ("Ich mag Dich, also wähl mich") "verstehen". Er gibt nicht den "guten Onkel", sondern den strengen Kontrapunkt - und das ist notwendig für beide Seiten. Wenn auch nicht im Carl Schmitt'schen Sinne des unveröhnlichen Gegners, sondern verstanden als soziale Konstruktion von Pro und Contra, die einander oft gar nicht wirklich so unähnlich sind. Denn wir alle sind Menschen und haben viele Gemeinsamkeiten. Aber die einander brauchen, eben auch als Kontraste, als Komplementäre, zur Verdeutlichung der eigenen Position in einer oft (zu) relativistischen und damit Eigenheiten nivellierenden aktuellen Kultur.
Dies war eine kulturell sowohl Punk als auch Bürgerlichkeit ernst nehmende Perspektive. Trotzdem mit dem Augenzwinkern und dem Bewusstsein, dass die Unterschiede betont werden müssen, aber man nie die (im allgemeinen stärker gegebenen) Gemeinsamkeiten vergessen sollte.
Aus dieser Perspektive wäre es im intersubjektiven und subjektiven Sinne logisch fast schon geboten, wenn Punk(s) sich so positionieren würden: Punks pro Schwarz-Gelb.

Danke für die Aufmerksamkeit.

_______
* Inhaltlich-kulturell sollte man besser sagen: Pro schwarz-gelb sein, denn Angela Merkel konnte und könnte vermutlich jederzeit auch ohne große inhaltlich-symbolischen Veränderungen in einer Großen Koalition pragmatisch [weiter]regieren und steht nur derzeit für schwarz-gelb. Schwarz-gelb selbst wandelt sich auch, bleibt aber immer im Kontrast zu schwarz-rot oder rot-grün etc..
** Ich sage/schreibe normalerweise nicht Punker, das ist ja uncool ;-). Das steht nur zur Verdeutlichung da, dass es um den Punk(er) als Person und nicht den Punk als Kultur/Haltung/etc. geht. Mit Punk(er) ist immer auch die weibliche Punk(erin) - Punkesse? - gemeint.

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