Soziolologisches

Dienstag, 10. April 2012

"Ohne CO2"* - K.O. für die Wirtschaft?

Vielleicht - zumindest würde ohne CO2 , wie ohne Schulden, die Wirtschaft in der heutigen Form sich verändern. Sowohl was die Mengen und Breite der Produkte und Dienstleistungen angeht [Quantität], als auch die Art der Angebote und die Struktur der Wirtschaft [qualitativ]. Aber dafür blüht derzeit zumindest eine neue Religion (in) der westlichen „Post“-Konsum-Gesellschaft.
Daraus müsste ein neues Geschäftsmodell gemacht werden - auf breiter Basis, nicht nur für subventionierte ökoreligiös anerkannte Stromverkäufer. Die Trias aus Wirtschaft, Sozialem und Kultur sollte beachtet werden. Ein um Ausgewogenheit bemühter Staat kann (auf Dauer) und sollte (normativ) nicht nur ökonomistisch und/oder ersatzreligiös bestimmte Gruppen bevorzugen. Man kann es leider polemisch zuspitzen: Es sind (geschichtlich-sozialstrukturell) meist (übertrieben unsicherheits-ängstliche und orientierungssuchende) Teile der Mittelschicht, die die wirtschaftliche Basis ihres Wohlstandes vergessen und auf der Sinnsuche in postmoderner Zeit ihr "Heil" in wellenartigen Bewegungen suchen. Veränderungen sind immer aus holistischer Perspektive ambivalent. „Aufstände“ bzw. Bewegungen sind aber in Umbruchzeiten leider oft einseitig und unausgewogen. Diejenigen der Mittelschicht sind nicht schlechter oder besser, aber sie sind (in Ländern mit großer Mittelschicht) breiter wirksam (bzw. repräsentieren eine breitere Veränderung), wegen der Quantität der Mitte und der (technisch-strukturellen, nicht normativ unhinterfragbaren) Wichtigkeit ihrer strukturellen Rolle.
„Prekariat“ und Vermögens-„Oberschicht“ haben hingegen oftmals einen teils entspannteren, teils illusionsloseren Blick auf die Gesellschaft.* Aber diese zwei Ränder-Gruppen (im nichtnormativ gemeinten technisch-sozialstrukturellen Sinn) führen auch nicht die strukturelle Rolle aus, die Gesellschaft "zusammenhalten" zu müssen. Die Konstruktion und hauptsächliche Repräsentation (als die praktische Ausführung und Personifizierung) von Religion (derzeit: “Öko“-Abstraktions-Religion) als Sinnstiftung und Ökonomie (als Grundlage) ist in Deutschland die “Aufgabe“ der Mittelschicht(en).


___
* “Ohne CO2“ hieße: Nur noch (idealisiert formuliert) mit "nicht-anthropogenem" CO2. Wenn dem Wald – nicht als deutsche Projektionslandschaft, sondern einfach als Mensch – langweilig wäre, würde er vielleicht sagen: „Ohne CO2 läuft nichts“.

Donnerstag, 22. März 2012

Geburtenrückgang: Sicherheitspolitisch

In vielen Regionen der Welt sind die Geburtenzahlen in den letzten Jahrzehnten gesunken. Vielerorts pendeln sie sich derzeit auf stabilem, zurückhaltenden Niveau ein.

Auch aus dem Iran werden für die letzten Jahre deutlich gesunkene Geburtenzahlen gemeldet.

Der Iran vollzieht eventuell derzeit eine Entwicklung hin zur 'Spätmoderne' nach. Wie allgemein diese Richtung in der strukturellen Entwicklung durchschlägt und weitergeht ist nach meinem Kenntnisstand noch offen. Aber ein wichtiges allgemeines Merkmal der Spätmoderne scheint sich (anhand der angegebenen Zahlen) derzeit auch im Iran zu vollziehen: Die 'Kinder-Zurückhaltung'.

Sicherheitspolitisch: Vielleicht sind sich die machtpolitischen Akteure im Iran bewusst, dass die Demographie die konventionelle Kriegsfähigkeit des Landes stark reduzieren wird: Der Iran wird mit geringerm sozialstrukturellen Druck/Dynamik friedlicher und zurückhaltender werden. Zum Ausgleich stellen sich manche im Iran vielleicht vor, dass Atomwaffen ein Ersatz (für den potenziellen Missbrauch der jungen Bevölkerung als Kriegsmaschine) und Garant für eine Großmachtstellung (in der Region oder weltpolitisch) sein können. Man kann hoffen, dass der Iran sich auch politisch und rechtsstaatlich (zumindest) spätmodernisiert bevor Atomwaffen oder sonstige Massentötungswaffen allgemein vorhanden sind.

Freitag, 27. Januar 2012

Ähnlichkeiten und Unterschiede

Jean Ziegler und Klaus Schwab - Spätmoderne Gesellschaft als Grundstruktur mit einer Sozialen Nische für viele

Jean Ziegler "macht" bzw. erhielt aus (nicht nur, aber) viel heißer Luft seinen Ruf und sein soziales Ansehen (das wichtigste für den Menschen als homo sociologicus modernus). Organisationsunternehmer "machen" bzw. erhalten durch geschickte Darstellung und erfolgreiche soziale Konstruktion einen guten Ruf in der Organisation von Treffen und Kommunikation der Wirtschaft etc. Schwab organisiert gerne Unternehmer und Politiker. Ziegler gerne Protest-Fühlende und Politiker. Schwab ist in der Branche der Wirtschafts-Organisationshelfer, Ziegler in der Branche "kritische Intellektuelle" und Formulierung von mehr oder weniger fundierter Kritik. Beide haben ihre soziale Nische gefunden und das kann man Ihnen gönnen. Sie sind beide nicht so böse wie manche Ideologieanhänger meinen oder so "einflussreich" wie akteurzentrierte Theorien postulieren.

Montag, 14. November 2011

Alternativlosigkeit ist kein Instrument

These: Die u.a. so genannte "Alternativlosigkeit" ist unabhängig von ihrer rhetorischen Instrumentalisierung durch verschiedene Akteure. Sie ist grundstrukturell bedingt und wirkt sich auf die Substrukturen der Gesellschaft aus. Wer richtig rät, hat später "recht" gehabt.

Das Traurige und gleichzeitig Beruhigende ist nach dieser strukturalistischen Perspektive: Die Griechinnen und Griechen haben keine Wahl. Damit geht es Ihnen wie den Finnen (trotz kosmetischer Kompromisse wegen ihrer Protestwahl) oder allen anderen Gesellschaften der Euro-Zone.
Weder mit Volksabstimmung(en) noch ohne: Wenn das System noch tragfähig ist geht es weiter. Wenn nicht, gibt es eine Zäsur. Im derzeitigen griechischen Wirtschaftsprotektorat oder in der gesamten Euro-Zone.

Der Euro ist dann tragfähig, wenn er weiter so existieren kann. Dann hätten Angela Merkel und die 'Pro-Einheits-Euro-Fraktion' (nur rückwirkend so formulierbar) "recht" gehabt. Wenn er sich aufspaltet (z.B. durch Austritte einzelner Staaten, durch eine Aufteilung in einen "Nord-" und einen "Süd-Euro" oder durch Parallelwährungen [z.B. in Griechenland Inland: Drachme, Ausland: Euro]) dann passte er (im Rückblick nachzuvollziehen) nicht (gar nie oder nicht mehr) zum derzeit stattfindenden Zentralisierungs- und Postmodernisierungs-Prozess der EU. Dann hätten (aber eben nur retrospektiv so erzählbar) die Euro-Skeptiker "recht" behalten.

Die u.a. so genannte 'Alternativlosigkeit' liegt in beiden Fällen vor. Sie ist stilistisch (und teilweise auf der Mikro- und Meso-Ebene moralisch) übel, aber bestätigt sich in der Makro-Perspektive rekonstruktiv immer. Technokratischen Machtmenschen wie Wolfgang Schäuble würde man vielleicht gönnen, dass die pathetisch verklärten und sozialpositionell (für Partei und Personen) instrumentalisierte "Rettung des Euro" daneben geht. Den Rentnerinnen und Rentnern und den Menschen, die bereits heute einen großen Teil ihres Arbeitslohnes und Vermögens in staatliche und private Renten- und Anlageformen gesteckt haben (und großteils mit systembedingt verpflichtenden Abgaben stecken mussten) gönne ich es aber nicht, dass das Wirtschafts- und Sozialsystem von der praktizierbaren Illusion (dem wirksamen, weil Dynamik erzeugenden Kredit) zur gescheiterten Illusion (weil zu viele Kredite faul waren bzw. geplatzt sind) wird. Die heutige („moderne“) sozialstaatliche Sicherheit ist auf Krediten gebaut, von denen entweder mehr oder weniger tatsächlich/praktisch durch realisierbares Wirtschafts- und Arbeitspotenzial gedeckt sind. Eine Veränderung zu einem „postmodernen“ Sozialsystem kann sich theoretisch entweder in einem Crash des Veralteten oder aber auch als ein Übergang ohne Zäsur ausdrücken. Wer jung und gesund ist, kann sich auch nach einem Crash wieder etwas aufbauen. Diejenigen, die schon viel in das bisherige System investieren mussten, haben wiederum einen umso größeren Verlust. Und die Alten und Kranken, die ethischen Kern-Adressaten eines anonymen großgesellschaftlichen Sozialsystems, wären bei einem Crash zunächst mittellos. Je nach dem, wie lange es dauern würde, bis danach die Wirtschaft wieder in Gang wäre und die praktische Finanzierung (Kapital) und Durchführung (Arbeitskräfte und Institutionen) des Sozialstaates wieder (in einem gewissen Maße) gewährleistet wäre, würde ein Systemzusammenbruch und Neustart eine mehr oder weniger lange Durststrecke für die nicht (oder nur eingeschränkt) selbstversorgungs- oder lohnarbeits-fähigen Bevölkerungsteile bedeuten. Das ist das einzige aber schwerwiegende Argument für das Hoffen auf einen Erhalt des derzeitigen Wirtschafts- und Sozialsystems in seinen Grund-Versorgungs-Strukturen. Ob der Euro dabei so bleibt wie er ist, sich in seiner Form ändert oder (innerhalb des gleichen Grund-Systems) durch einen Post-Euro abgelöst wird, ist eine Frage der Funktionalität. Keine Kategorie der Moral (auf Mikro- und Meso-Ebene) oder der Ethik (als abstrakte Deutungsorientierung).

Samstag, 15. Oktober 2011

Veränderungs-Marxismus

Eine Perspektive

Zuerst kommt die andere Gesellschaft → Dann erst kann (und wird) es 'andere' - andersperspektivierte und dadurch andersperspektivische - Menschen geben. So weit mindestens hatte Marx recht. Das Erzwingen einer Revolution durch einzelnes Handeln von Akteuren ist nicht möglich. Dann wird es höchstens eine Anführungszeichen-"Revolution", also ein (mehr oder weniger wohlwirkender) Schein. Wenn die Zeit so ist, dann ändert sich etwas. Vorher ist Theorie und Show.

Samstag, 19. Februar 2011

Guttenberg oder Nicht Guttenberg - Keine Frage des "Skandals"

Das Skandalisieren von kleinen und großen, vermeintlichen, inszenierten und echten Fehlern ist ein soziales "Spiel". Die einen interpretieren es so, die anderen so - nach sozial-situationärem und sozial-charakterlichem "Gusto"/Präferenz (diese "Interpretation" entsteht wiederum letztlich aus der subjektiven, sozial gegebenen Eigenschaft eines Menschen).
Letztlich zählt eines, und das unabhängig davon, ob Guttenberg abgeschrieben hat, Özdemir mit den Bonusmeilen ins Europaparlament und wieder zurück in die "echte" Politik geflogen ist, oder warum Gregor Gysi zwischendurch kurz mal weg war und heute wieder (bzw. immer wieder bei sozialem und medialem Bedarf) den charmanten Salonsozialisten der Linkspartei gibt.

Welche Politikerin und welcher Politiker, welcher Promi oder solche, die es werden wollen, es zu „Ruhm und Ehre“ (Begriffe, die auch heute noch in variierter Form entscheidend und grundlegend sind) bringen, liegt nicht an ihren Skandälchen. Denn man sieht schon an der jeweiligen Rezeption dieser „Fehltritte“, ob ein Promi sozial auf der Welle schwimmt oder nicht – also sozusagen auf die Westerwelle geraten ist.

Beim Einen oder der Einen werden aus handfesten Überschreitungen der Konvention „liebenswerte Fehler, die Ihn/Sie (nur noch) menschlicher" * machen.
Bei dem/r Andern ist es eine „skandalöse Entgleisung etc.“, die die Karriere zerstören kann (viel mehr als Anlass für das Ende der Karriere benutzt werden kann) und den Ruf/das Image prägen kann.

Ob die Guttenbergs und Özdemirs u.s.w. Erfolg haben werden, liegt also an ihrer sozialen Bewertung und nicht an Skandalen. Zumindest wenn diese nicht so groß sind, dass sie die soziale Bewertung (ihr grundlegendes Image) ändern. Und um so beliebter/besser angesehen eine Persönlichkeit (eine Rolle im öffentlichen Leben) ist, um so höher ist die Grenze, bis zu der (inszenierte oder echte) „Skandale“ keine negative Änderung der sozialen (Grund-)Bewertung erzeugen können.

___________

* Wie ein Mensch noch menschlicher wird als ein Mensch ist zwar schwierig zu beantworten. Aber in den Medien zumindest werden manche Menschen als „Übermenschen“ gefeiert und von der Gesellschaft als solche „Leitfiguren“ akzeptiert. In der Politik versuchen die einen (Parteien) Leitifguren zu schaffen und zu erhalten, die anderen (Konkurrenz) diese bzw. deren Image zu beschädigen und machtpolitisch unbrauchbar zu machen.

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