Wirtschaft

Samstag, 14. Januar 2012

"Tobin"-Steuer und eine klassische Debatte

In der eventuell dann gegebenen verstärkten Umleitung riskanterer Investitionen von (im Maßstab des heutigen dominanten Wirtschaftssystems) noch geringer strukturierten Risiko-Ländern auf sicherere etablierte Wirtschaftsregionen könnte man ein Problem vermuten. Wenn man darin einen größeren Faktor der Ausgrenzung bestimmter Regionen aus dem „Weltmarkt“ bzw. dem fragmentierten Gesamtfokus der heutigen transregionalen Investitions- und Wirtschaftsbeziehungen (als einem Teil der heutigen Wirtschaftsstrukturen) sieht. Andere plädieren hingegen für eine eigenständige Entwicklung der „unterentwickelten“ Regionen. Dafür führen sie u.a. die protektionistische Politik der USA, Frankreichs, Deutschlands, zum Teil auch des Vereinigten Königreichs an, die zu Beginn ihrer Industrialisierung und „Modernisierung“ auf selektive Handels- und Investitionsbeziehungen „setzten“ (und die teils weiter gegeben ist). Aus dieser Sicht wäre eine „Tobin“-Steuer vielleicht eher eine Schutzmaßnahme gerade für die heterogenen Regionen der Welt, die nicht Teil der dominanten Triade (Nordamerika, Europa, Ostasien) sind.
Freihändler vs. Protektionisten – und vermutlich meist irgendwo dazwischen der Realtypus.

Montag, 21. November 2011

Sektorale Wirtschaftsstrukturen und heutige 'Krise'

Nach meiner Einschätzung ist folgende Interpretation plausibel: In u.a. Großbritannien (besonders stark) und in den USA (etwas weniger, dank großem Binnenmarkt, High-Tech-Sektor etc.) gibt es ein strukturelles Übergewicht des finanzwirtschaftlichen Sektors. Ein solches kann auf Basis eines fiat-money-Systems nur funktionieren, wenn es genügend solvente Abnehmerländer für das (in der Entstehung ungedeckte) fiat-money-Kapital gibt. D.h. irgendwo muss die Deckung des modernen Geldes (verpfändbares Eigentum und Arbeitspotenzial) vorhanden sein, um das zunächst nur finanz-virtuelle Wachstum weiter zu bedienen. Diese Bedingungen sind aktuell vermutlich nicht mehr gegeben, da Europa (stärker) und die USA (strukturell etwas weniger, da derzeit besseres Arbeits- und Innovations-Potenzial) in der Krise stecken. Und jetzt sogar China schwächelt bzw. versteckte inflationäre Booms bekannt werden.

Deutschland hat eine breitere Wirtschaftsbasis. Leider (im rhetorischen Sinne) ist dies (nationalökonomisch) der Mittelstand und (gesellschaftlich) die 'Mittelschicht'. Die wird bereits von vielen PolitikerInnen instrumentalisiert und phraseologisch verwendet. Immer diese arme "Mitte". Aber diese scheint derzeit einer von zwei Teilen zu sein, der Deutschland relativ besser dastehen lässt als andere:

1. Die untere bis obere Mitte in Ökonomie und Gesellschaft mit ihren Spielregeln, Ethos und Ritualen. Diese sind teils anachronistisch, werden aber trotzdem teilweise noch praktiziert, allerdings eventuell in abnehmender Quantität (vielleicht auch Qualität, wenn es nur noch als schöner Schein verwendet wird -> wie oftmals in der Politik, wobei dies hier auch zum 'System' gehört).
2. Der nicht auf Finanz-Dienstleistung, sondern auf anderen Strukturen basierende Wohlstand der oberen Schichten oder Klassen. Diese finanzieren mit teilweise noch gedecktem Geld den relativen Vorsprung Deutschlands unter den spätmodernen Schuldenstaaten.

Deutschland kann nichts für die britische Krise. Aber Deutschland wird in der europäischen Krise in eine für die gesamte Euro-Zone ausgeweitete Wirtschaftsunion aufgehen. Dann trägt es Verantwortung für deren Überleben und damit auch theoretisch Mitverantwortung für die Exporte und Importe und die Investitionen innerhalb der gesamten Euro-Zone.
Obwohl Verantwortung und autonomes Handeln von Regierungen oder Wirtschaftsakteuren in der Gesamtperspektive vor allem eine (eventuell praktisch unerlässliche) Illusion ist.

Freitag, 14. Oktober 2011

An wen - im Ganzen - zuerst denken, falls ein Staatsumbruch ansteht?

Allgemein könnte sein: Der bisherige Staat wird in der jetzigen Umbruch- und Restrukturierungszeit zum Post-Staat. Es bleibt bzw. wird aber, mit hoher Wahrscheinlichkeit, wieder ein Staat. Und auch der neue Staat wird wieder u.a. soziale Positionen und Sicherheiten verteilen. Daher muss man vermutlich als passend qualifizierter - oder zumindest ausreichend flexibler - Verteidiger einer aktiven Position (Stellung, Amt etc.) nicht so viel Angst vor einem möglichen Staatsumbruch haben. Je nach persönlicher Ausgangslage auch mehr oder weniger vor einem zwischenzeitlichen Staats-Zusammenbruch.
Pensionäre und Rentner hingegen könnten eventuell um die Euro-Rettung fürchten müssen. So sehr man sich manchmal eine Zäsur im politischen Staatsfinanz- und dem daran angeschlossenen Halbprivatfinanz-System wünscht: Es wäre für die, die sich Rente und Altersverosrgung erarbeitet haben, vermutlich nicht von Vorteil. Statt an "die Kinder", die auch nach einem Bankrott, mit vermutlich nicht so viel schwierigeren Bedingungen, etwas aus sich machen können, sollte man hier eher an die älteren MitbürgerInnen denken.

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Arbeit und Lohn

Arbeit und Lohn können von politischen und wirtschaftlichen Eliten unterschiedlich verteilt werden:

In der heutigen wirtschaftlichen Organisationsform [in Lohnwirtschaften] ist die Höhe (bzw. die faktischen Kosten) des Lohnes in der Tat einer der entscheidenden Faktoren für die Höhe der Arbeitslosigkeit.
Beispiele für staatliche (gesetzliche) Ursachen für Arbeitslosigkeit
[also das praktische Nicht-Zusammenkommen von Arbeitsangebot (ist vom Menschen abhängig) und Arbeitsnachfrage (ist prinzipiell nicht begrenzt)]
können sein:
Starre Zunftregularien, keine freie Berufswahl oder eingeschränkt erlaubter Wohnortwechsel, die das Reagieren auf regionalen, branchenspezifischen, strukturellen etc. „Arbeitsmangel“ (durch z.B. Umzug, Umorientierung, Umschulung) hemmen oder unattraktiv machen.

In – diesbezüglich – derzeit wirtschaftsrechtlich liberal organisierten Staaten spielt solche feudale Schollenpolitik keine große Rolle (von den Berufskammern als Nachfolger der Zünfte abgesehen).

Grundsätzlich ist es auf Erden so: Arbeit ist genug vorhanden, sie ist nur ungleich verteilt.

Wenn man die Verteilung von Arbeitskräften nach dem jeweiligen Angebot durch starr festgelegte Löhne (Lohnhürde) verhindert oder (durch hohe Steuern oder durch konkurrierende Angebote [wie Sozialtransfers] unattraktiv macht, steigt die Arbeitslosigkeit.
Wenn man Vollbeschäftigung (herrschaftspolitisch) wollen würde, hätte man wohl zwei Möglichkeiten:
1. Man müsste öffentlich subventionierte Arbeitsstellen (im öffentlichen Sektor oder z.B. nach Keynes mit „Löcher buddeln und wieder zuschütten“) schaffen. Dann müsste die Leistungsfähigkeit der wertschöpfenden „freien“ Wirtschaft, die diese unproduktiven Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ja finanzieren muss, aber deutlich steigen.
2. Man senkt die Löhne in den Bereichen, in denen sie durch Tarif- oder Mindestlöhne über dem Produktivitätsniveau liegen, auf ein dem Gegenwert dieser Arbeit entsprechendes Niveau ab. Das ginge in der Praxis aber nicht per Gesetz, sondern nur durch freie, das heißt am Markt gebildete Löhne. Dann würde viele Arbeit getan werden können, deren Angebot sich heute nicht lohnt. Aber: Das würde gegen etliche Interessen im etablierten korporatistischen Wirtschaftssystem verstoßen:
Die Gewerkschaften und die Arbeitgeber-Verbände würden ihr Aushandlungsmonopol verlieren.
Die linkspopulistischen Politiker (aller Parteien) würden Sturm laufen und mit Hilfe der linken Medienmehrheit sogar in Bayern (haha, ich weiß da regiert ja bereits die populistisch bisher sehr geschickte CSU) eine schwarz-rot-rote Koalition erreichen.
Was aber für uns, als Normal-Bürger zählt: Es würde viele Jobs mit (für westlich-kapitalistische Verhältnisse) geringer Bezahlung geben. Und hier stellt sich die Frage eben auch für den Normalbürger und „Konsumenten“ bzw. „Nachfrager“ von politischen Herrschaftsangeboten:

Wäre Vollbeschäftigung denn wirklich so dufte?

Vollbeschäftigung im öffentlichen Sektor mit netten Jobs in Verwaltung und beim Löcherbuddel-Amt: Ok.
Aber: Viele neue marktwirtschaftlich nützliche und sinnvolle Jobs, die aber relativ (im Vergleich zum Durchschnitt -> und „niemand“ will natürlich Durchschnitt sein, aber Mitte und Mainstream wollen halt doch die meisten irgendwie sein, so auch beim Gehalt – mindestens.) wenig Gehalt bringen?

Gegenmodell: Sozialstaat und Lohngrenze
Das heutige Modell hat auch seine Vorzüge, auch wenn es mit mehr oder weniger großer Arbeitslosigkeit umgehen können muss (Also das Modell muss damit nicht umgehen, sondern die Menschen, die dieses heutige Modell [passiv oder aktiv] mehrheitlich tragen).

Es sorgt für Lohnuntergrenzen (Tarif- und Mindestlöhne etc.) und jeder der so produktiv ist, dass sich seine Arbeit für dieses Mindestgeld noch lohnt, bekommt eine Arbeit und profitiert von der Grenzziehung. Denn die die nicht an die Produktivitäts-Lohn-Grenze kommen, erhalten keine Arbeitsstelle und dadurch ist die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt für Leute oberhalb der Lohngrenze geringer -> Weniger Stress, weniger Leistungsdruck.

Negativ ausdrücken kann man das natürlich auch: Die Arbeitsplatzbesitzer werden auf Kosten der Unflexibilität des Arbeitsmarktes (und damit der wirklich primär arbeitsuchenden Arbeitslosen) von „Billigkonkurrenz“ abgeschottet. Das sorgt für eine hohe Sockelarbeitslosigkeit.

Wie man das aber wieder bewertet, und welchem System (Vollbeschäftigung vs. Lohngrenze mit Sozialsubventionierung) man den Vorzug gibt ist für die Normalbürger eine Geschmacksfrage und für die Machtpolitiker eine strategisch oder ideologisch wichtige Machtfrage.

Will die Mehrheit eher „stabile“ (gesetzlich/tariflich festgelegte) Lohnverhältnisse und damit soziale Sicherheit, mit den Kosten, dass es immer einen gewissen Prozentsatz Arbeitslosigkeit gibt?
Oder eher eine flexible Lohnfindung, die – bei auch sonst passenden Rahmenbedingungen – für Vollbeschäftigung sorgen würde. Aber: Die weniger soziale Sicherheit durch weniger Konkurrenz-Abschottung für Arbeitsplatzbesitzer und in manchen (allerdings auch dadurch oft erst ermöglichten) Jobs geringere Lohnuntergrenzen bedeuten würde?

Für beide Systeme lassen sich Argumente finden, aber das Zweite passt wohl besser zum heutigen korporatistischen Verteilungsstaat, der sich in Deutschland und in den meisten EU-Staaten etabliert hat.

Aber stellen wir zum Abschluss noch einmal den Menschen in den Mittelpunkt – und nicht nur machtpolitische Erwägungen:

Manche Menschen – wie viele das sollte man empirisch untersuchen – können auch längerfristig mit Sozialhilfe glücklich sein (Berühmteste Beispiele: Dittsche ; ) oder Arno Dübel). Daher ist es, auch für den wählenden Normalbürger (als politischer Untertan, als wirtschaftlicher Konsument und Arbeitender und als sozialer Statusorientierter) eine Abwägungsfrage: Was sorgt für mehr Zufriedenheit?: (Zugespitzt:) Sicherheit – zur Not auch ohne Arbeit. Oder Arbeit – zur Not auch ohne Sicherheit?

Scherzhaft mit wahrem Kern gesagt: Utilitarismus und Machtpolitik, hand in hand for people (s republic).

Montag, 6. Dezember 2010

Warum arbeiten?

Wichtig in der Entwicklung des Geldes ist, meiner derzeitigen Perspektive nach, dass nicht zu viele zu oft sagen a) "Warum arbeiten, wenn das Geld sich auch ohne vermehrt." oder b) "Warum arbeiten, wenn ich mit meiner Lohnarbeit sowieso kein Eigentum ansammeln kann?"

Die Kräfte des ausgeglichenen Lebens und der Mensch als "arbeitendes Wesen" könnten dagegensprechen und Arbeit - nicht nur als Idee, sondern auch praktisch - praktiziert bleiben lassen. Sonst kann man es auch bleiben lassen.

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