Dienstag, 28. Februar 2012

Internationalismus als politisches Phänomen

Der Internationalismus* ist nicht ur-liberal. Er ist durch verschiedene theoretische Elemente und praktische Einflüsse geprägt. Darunter sind u.a. gewisse Charakteristika der liberalen Theorie und von anderen Theorien, die auf eine (theoretisch vorgestellte oder praktisch vorhandene) internationale Ebene Bezug nehmen. Der 20. Jahrhundert-Internationalismus als damaliges Ideal beinhaltete etwas von den alten internationalen Ideen von Kant, Grotius und anderen Ordnungs-Theorien, war aber theoretisch und praktisch auch im 20. Jahrhundert angesiedelt. Heute hat er teilweise neue Erscheinungsformen. Von manchen wird diese Veränderung als Anpassung des Internationalismus bei Beibehaltung der Grundrichtung interpretiert. Andere sehen das, was man den heutigen Internationalismus nennen könnte (Multilateralismus, multi- und transnationale Organisationen, u.a.) als neues, grundlegend anderes Phänomen, welches sich grundlegend von der internationalistischen Vorstellung unterscheide.

In der Theorie werden verschiedene Formen des Internationalismus schon seit ihrer Entstehung kritisiert, teilweise mit guten idealistischen oder realistischen Argumenten. In der Praxis ist er oft weit von seinen eigenen Idealen und auch von liberalen und anderen Idealen entfernt. Ob man das eher als "notwendigen", weil nicht besser zu bekommenden Realtypus versteht, oder als falsche Richtung und verbesserungsfähig, ist eine Frage der theoretisch und praktisch fundierten Interpretation und Argumenten.

Von eher akteurzentrierten „Verschwörungs-Theorien“ wird der Internationalismus als Ganzes oder in der heutigen multi- und transnationalen Form kritisiert. Der Internationalismus (grundsätzlich oder seine neuere Entwicklung) wird dabei u.a. als „Globalismus“ bezeichnet. Globalismus wird u.a. verstanden als der Versuch bestimmter politischer und wirtschaftlicher Eliten, eine Art oligarchischer Herrschaft auf die internationale Ebene und auf möglichst viele Regionen und Länder auszuweiten.

Der Internationalismus damals wie heute wird also unterschiedlich sachlich interpretiert und ethisch bewertet: U.a.
- als begrüßenswertes Ideal,
- als eher gute, nicht vorhandene, Utopie oder
- als abschreckende dystopische Vorstellung mit der Gefahr einer autoritären Weltregierung,
- als pragmatischer Versuch einer internationalen Ordnung
- als Versuch bestimmter Eliten ihre Positionen von nationalen Legitimationsprozessen (Wahlen, rechtsstaatlicher Verantwortung, u.a.) abzukoppeln,
- als Ausdruck der heutigen strukturellen Entwicklung der internationalen Verhältnisse und Beziehungen zwischen den Gesellschaften und ihrer Teilbereiche (wie Wirtschaft, Politik, Kultur) anhand von technischem Stand und kultureller Folgen, bzw. Wechselwirkungen: Internet, kommunikative Vernetzung (zumindest in der Breite), etc.


___
* Der Begriff des Internationalismus hier gemeint im Sinne der neueren internationalen und transnationalen politischen Idee im 20. Jahrhundert, seit Woodrow Wilson, mit dem Völkerbund, inter- und multinationalen Organisationen, etc.


P.S.: Einen interessanten, kritischen (auch gegenüber vielfach in klassisch-liberalen und libertaristischen Interpretationen der Welt etwas oberflächlich hingenommenen Annahmen) Text zum Thema Internationalismus im weiteren Sinne hat der Querdenker Joseph R. Stromberg formuliert: http://www.independent.org/publications/article.asp?id=2460. Stromberg kritisiert dabei den politischen und den wirtschaftlichen Internationalismus als teilweise zusammenhängender Ausdruck von Sonderinteressen und spricht sich gegen eine zu naive Vorstellung von Markt als frei von Herrschaft und Privilegien aus.

Montag, 20. Februar 2012

ELENA oder Ähnliches vorerst gestrichen

Rechtsstaatliche Exekutiv-Vermeldungen aus den Aktuelles-Nachrichten des LBV Baden-Württemberg Land:

17.01.2012
Das ELENA-Verfahren wurde eingestellt

Durch das Gesetz zur Änderung des Beherbergungsstatistikgesetzes und des Handelsstatistikgesetzes sowie zur Aufhebung von Vorschriften zum Verfahren des elektronischen Entgeltnachweises vom 23.11.2011 (Bundesgesetzblatt S. 2298 vom 02.12.2011) wurde das ELENA-Verfahren eingestellt.

Die elektronische Meldepflicht für den Arbeitgeber ist entfallen und alle gespeicherten ELENA-Daten werden gelöscht.


Quelle für auszugsweises Zitat: http://www.lbv.bwl.de/aktuelles/

Donnerstag, 16. Februar 2012

USA Präsidentschaftswahlkampf 2012

Die Mischung der derzeit übriggebliebenen vier Kandidaten der Republikaner ist nett und/aber - im Vergleich zum dynamischen 2010-er Kongress-Spektakulum - wieder relativ ruhig.

- Rick, der sozialkonservative betont-christizistische Kandidat. Er wirkt etwas verbissen, aber gleichzeitig wie ein bemühter Schwiegersohn für Schwiegereltern, die Mitt Romney nicht kriegen konnten - oder denen er zu Wischi-Waschi ist.
- Newt, der Schwerenöter, der versucht seriös zu wirken. Vertritt eine Variation des Neo-Konservatismus. Haut immer wieder drauf, was manchmal klappt und manchmal nicht (wie gegen Mitt Romney). Ist (ansonsten) aber sozialisierter Politprofi.
- Matt, der Moderate. Der Nette, der inhaltlich kein "klares Profil" hat und daher allgemeintauglich präsidentiabel sein könnte. Hat den Charming-Wahlkampf kultiviert.
- Ron, der Rebell. Er bringt als einziger außenpolitischer Non-Interventionist ein wenig Abwechslung in einige Themenbereiche. Er vertritt libertarische und altkonservative Interpretationen und Ideale. Bereits im Wahlkampf 2008 wurde er als für die heutige GOP ungewöhnlicher Kandidat bekannt und ist inzwischen für seine konsequente Haltung und politische Praxis als langjähriger Abgeordneter anerkannt. Er passt zur Rolle eines mahnenden, aber freundlichen älteren Stammesmitglieds.

Insgesamt ein ruhiger, teils langweiliger Wahlkampf bis jetzt. Man giftet sich zwar manchmal etwas an, aber dann ist man sich doch oft wieder einig und macht sein Ding. Ron Paul hat die Rolle des Außenseiters, aber man hat ihn als solchen als Teil der Show akzeptiert. Newt macht weiter auf sich aufmerksam und gibt sich übermäßig (um sein teilweises Image auszugleichen) seriös. Rick gibt die gesellschafts-konservativen Alternative, gemischt mit compassionate conservatism. Und alle sind irgendwie einig, dass Obama es schlechter macht als sie es machen würden. Warum scheinen aber derzeit weder Obama noch die republikanischen Kandidaten so recht zu wissen.

Freitag, 27. Januar 2012

Ähnlichkeiten und Unterschiede

Jean Ziegler und Klaus Schwab - Spätmoderne Gesellschaft als Grundstruktur mit einer Sozialen Nische für viele

Jean Ziegler "macht" bzw. erhielt aus (nicht nur, aber) viel heißer Luft seinen Ruf und sein soziales Ansehen (das wichtigste für den Menschen als homo sociologicus modernus). Organisationsunternehmer "machen" bzw. erhalten durch geschickte Darstellung und erfolgreiche soziale Konstruktion einen guten Ruf in der Organisation von Treffen und Kommunikation der Wirtschaft etc. Schwab organisiert gerne Unternehmer und Politiker. Ziegler gerne Protest-Fühlende und Politiker. Schwab ist in der Branche der Wirtschafts-Organisationshelfer, Ziegler in der Branche "kritische Intellektuelle" und Formulierung von mehr oder weniger fundierter Kritik. Beide haben ihre soziale Nische gefunden und das kann man Ihnen gönnen. Sie sind beide nicht so böse wie manche Ideologieanhänger meinen oder so "einflussreich" wie akteurzentrierte Theorien postulieren.

Montag, 23. Januar 2012

Richterinnen und Richter als neutrale Anwender des positiven Rechts

Eine Idee Friedrichs des Großen, die aus ihrer Zeit entstand, die ich aber als originell formuliert empfand:

Man urteilt in jeweils anderen Zeiten und mit anderer subjektiver Perspektive jeweils aufgrund unterschiedlicher Perspektiven und Prioritäten. In Eckhard Fuhrs Darstellung in einem Artikel auf Welt Online war Friedrich der Große eventuell kein origineller Denker, sondern nur Verwalter. Die Kritik Fuhrs kann man aber auch als ausgleichend bzw. alternativ-erzählend zu einem Personenkult gegenüber vergangenen Repräsentanten und Positionsinhabern interpretieren. Vernünftig ist es meiner Einschätzung nach, wenn man übertriebenen Personenkult vermeidet und ausgewogene Geschichtserzählung (im Sinne unter anderem Lyotards) betreibt.
Für Menschen, die in dieser Zeit gelebt haben, war, aus ganz anderer Situation (und daher auch: Perspektive)der (jeweilige) König ein Repräsentant verschiedener anderer Phänomene der damaligen Zeit, guten wie schlechten und irgendwo dazwischen.
Für mich ist eine (wiederum in der Zeit liegende) rechtsphilosophische Idee Friedrichs am Nettesten: Der Ansatz, das positive Recht so theoretisch fundiert und gleichzeitig praxisnah zu gestalten, dass die RichterInnen nur noch "Subsum(p)tionsautomaten" sein müssten und sollten.
Der "aufgeklärte Absolutismus" Friedrichs des Großen entsprach ebenfalls seiner Zeit und wäre deshalb eventuell auch vom klugen Analysten Machiavelli empfohlen worden.

Sonntag, 15. Januar 2012

Chancen und Risiken sind in Krisen größer

Clemens Fuest wertet die Abwertung der Bonität Frankreichs als Warnsignal. Der Schäuble-Berater glaubt, dass nun die Retter selbst an ihre Grenzen stoßen. Warum, erläutert der Finanzwissenschaftler im Interview. [...]
Quelle für auszugsweises Zitat und das Interview: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/deutsches-aaa-rating-in-gefahr/6068568.html

Dazu eine perspektivische Einschätzung:

Da kann man sich auch fragen, ob der Berater-Posten von Clemens Fuest in Gefahr ist, wenn er solch unschöne Sachen sagt. Aber vielleicht war es in diesem Fall auch mit dem Beratungsnehmer abgesprochen.

Vielleicht sind Rating und (Neben-)Job unsicher. Vielleicht aber auch beides sicher, weil es relativ ist: So lange es nicht viele Bessere gibt bleibt die Horde beim Bisherigen. Deutschland ist hochverschuldet und übernimmt hohe Finanzierungsrisiken für andere Staatskassen. Aber so lange weltweit wenig bessere Häfen für Inflations-Milliarden da sind bleibt es vorläufig stabil.

Samstag, 14. Januar 2012

"Tobin"-Steuer und eine klassische Debatte

In der eventuell dann gegebenen verstärkten Umleitung riskanterer Investitionen von (im Maßstab des heutigen dominanten Wirtschaftssystems) noch geringer strukturierten Risiko-Ländern auf sicherere etablierte Wirtschaftsregionen könnte man ein Problem vermuten. Wenn man darin einen größeren Faktor der Ausgrenzung bestimmter Regionen aus dem „Weltmarkt“ bzw. dem fragmentierten Gesamtfokus der heutigen transregionalen Investitions- und Wirtschaftsbeziehungen (als einem Teil der heutigen Wirtschaftsstrukturen) sieht. Andere plädieren hingegen für eine eigenständige Entwicklung der „unterentwickelten“ Regionen. Dafür führen sie u.a. die protektionistische Politik der USA, Frankreichs, Deutschlands, zum Teil auch des Vereinigten Königreichs an, die zu Beginn ihrer Industrialisierung und „Modernisierung“ auf selektive Handels- und Investitionsbeziehungen „setzten“ (und die teils weiter gegeben ist). Aus dieser Sicht wäre eine „Tobin“-Steuer vielleicht eher eine Schutzmaßnahme gerade für die heterogenen Regionen der Welt, die nicht Teil der dominanten Triade (Nordamerika, Europa, Ostasien) sind.
Freihändler vs. Protektionisten – und vermutlich meist irgendwo dazwischen der Realtypus.

Samstag, 10. Dezember 2011

FDP zwischen unabsichtlich echter und inszenierter Basisdemokratie

Vorneweg: Keine andere Partei traute ihren Mitgliedern die "richtige" Entscheidung zu. Daher ließ auch keine Partei außer der FDP über diese Frage abstimmen. Ob es politisch bzw. strategisch gut war ist eine andere Frage. Diese stellt sich bei einer Partei in einer Existenz-Krise (als Partei in der Krise heißt, als Posteninstitution gefährdet zu sein) nicht so sehr.

Zum Ablauf des FDP-Mitgliederentscheides:
Auch die FDP muss "direkte Demokratie" noch üben. Das sollte man der Partei auch zugestehen. So muss man nicht alle organisatorischen oder Öffentlichkeitsarbeits-Mängel als Negativum werten. Die FDP kann derzeit, weil sie in einer Krise ist, nicht wie (sie selbst und alle anderen Parteien) im "Normalmodus" so aalglatt und medienpositiv wie möglich "Demokratie" (in Form von "Geschlossenheit" und "Tatkraft", also nicht gerade idealdemokratischen, aber medialdemokratischen Tugenden) inszenieren. Bei Parteien in Krisen stottert der ansonsten intensiv bearbeitete Selbstdarstellungs-Motor. So wie z.B. bei der SPD nach den Agenda-Reformen oder der CDU in der Spendenaffäre. Bei der FDP als Klein- und Randpartei wirkt sich so ein Stottern (als Audruck einer strukturellen Krise) allerdings nicht nur als Gefährdung der aktuellen Regierungsfähigkeit, sondern existenzbedrohend aus. Unabsichtliche, bzw. nicht zu einem bestimmten Zweck gemachte, "Mängel" können also der Neuheit der innerparteilichen Direkt-Organisation geschuldet sein.

Als qualitatives Merkmal kann man hingegen einen Mangel in der Organisation bei der Mitgliederbefragung interpretieren, der von bestimmten PositionsinhaberInnen zwecks einer Beeinflussung der Abstimmung hervorgerufen oder bewusst ignoriert wurde.
Dass die Spitzenpositionäre der Partei also in der Konfrontation mit einer demokratischen Opposition innerhalb der Partei nervös sind, ist subjektiv verständlich. Ihre sozialen Positionen, die sie in den letzten Jahren erreicht haben sind gefährdet. Diese Gefahr wirkt für - und in den Fällen vieler von jungen PolitikerInnen ist es die entscheidende Wirkung.

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